Vor 70 Jahren: Die D-Mark kommt nach Bielefeld
Am 20. Juni 1948 begann auch in Bielefeld eine neue Ära der deutschen Geschichte: Mit der Währungsreform kam die Deutsche Mark und mit dieser dann später das Wirtschaftswunder nach Westdeutschland. Für viele war die Währungsreform im Rückblick daher vielleicht ein noch entscheidender Einschnitt als die Gründung der Bundesrepublik im Jahr 1949. Allerdings zementierte sie auch auf Jahre die deutsche Teilung.
20. Juni 1948: In Bielefeld stehen die Menschen vor den Sparkassen- und Bankfilialen, um die neue Währung, die Deutsche Mark, in Empfang zu nehmen. 40 Mark pro Familienmitglied erhielten die Haushaltsvorstände – in der Regel der Ehemann – und Alleinstehende ausgezahlt. Später kamen noch einmal 20 Mark hinzu. Am 21. Juni verlor das bisherige Zahlungsmittel, die Reichsmark, ihre Gültigkeit. Mit dieser Maßnahme wollten die drei westlichen Besatzungsmächte in ihren Besatzungszonen die Wirtschaft und die Versorgungslage der Bevölkerung stabilisieren. Vor allem aber wollten sie die Reichsmark als Zahlungsmittel ersetzen, die nach dem Zweiten Weltkrieg praktisch wertlos geworden war. Schwarzmarkt und Tauschhandel blühten, Güter des täglichen Bedarfs waren mit Geld praktisch nicht mehr zu bekommen. Die Währungsreform sollte dem ein Ende setzen.
Volle Schaufenster nach der Währungsreform
Und dies gelang auch. Am 21. Juni, einem Montag, waren die Schaufenster auf einmal wieder voll. Viele Waren, die man schon lange nicht mehr in den Geschäften gesehen hatte, waren plötzlich wieder verfügbar.
Laufende Zahlungen wie Löhne, Renten, Steuern und Mieten wurden im Verhältnis 1:1 umgestellt.
Für viele Menschen bedeutete die Währungsreform einen tiefen und schmerzlichen wirtschaftlichen Einschnitt. Letztlich wurde die alte Reichsmark in einem Verhältnis von 100:6,5 in D-Mark umgestellt. Das heißt: Für 100 Reichsmark erhielt man 6,50 D-Mark. Viele Sparer verloren dadurch einen großen Teil ihrer Sparvermögen.
Dennoch leistete die neue Währung das, was sich ihre Väter von ihr versprochen hatten: Die Industrieproduktion erreichte schon im November 1949 wieder den Stand von 1936, Löhne und Renten besaßen eine hohe Kaufkraft, das Warenangebot vervielfachte sich. Arbeit lohnte sich wieder.
Mythos D-Mark
In den Folgejahren entwickelte sich die neue Währung zum Erfolgsmodell, das wesentlich zum westdeutschen Wirtschaftswunder beitrug.
Auch für viele Bielefelder gehörten D-Mark, Wirtschaftswunder und Aufstieg der Bundesrepublik ab 1949 untrennbar zusammen. Daher blieb der Beginn – die Währungsreform vom Juni 1948 – vielen von ihnen noch lange als zentrales Ereignis im Gedächtnis. Sie war der Beginn des „Mythos D-Mark“.
(Fotos: Stadtarchiv u. Landesgeschichtliche Bibliothek Bielefeld; Historisches Archiv der Sparkasse Bielefeld)