Surfen mit Sinn: WhatsApp, Snapchat, Instagram und Co. richtig nutzen
Grundschüler bekommen Hilfe statt Verbote: „Surfen mit Sinn“ ist ein Präventionsprojekt, welches in unserer Stadt genau den richtigen Nerv getroffen hat. Die Schülerinnen und Schüler bekommen spielerisch beigebracht, worauf es im Umgang mit WhatsApp, Snapchat und Co. ankommt. Im letzten Jahr hat der Verein EigenSinn das Projekt erstmalig in einigen Grundschulen durchgeführt. Für den diesjährigen Durchgang haben sich so viele Grundschulen beworben wie noch nie.
Eine von ihnen war die Grundschule Babenhausen: „Der eindringliche Wunsch, den Umgang mit den neuen Medien noch früher in den Unterricht einzubringen, kam im letzten Jahr von den Eltern“, erklärt Schulleiterin Sabine Schneider.
„Das Projekt des Vereins EigenSinn trifft da aus unserer Sicht genau ins Schwarze.“ Das war der Grund, warum sich die Schule beim Verein EigenSinn um einen Platz beworben hatte. Jetzt fand der Workshop erstmalig für die beiden vierten Klassen statt.
Die Kommunikationskultur hat sich verändert
Das Projekt ist für Schülerinnen und Schüler ab der 5. Klasse konzipiert worden. Jedoch nimmt das Thema auch in der Grundschule ein immer bedeutenderen Platz ein. So auch an der Grundschule Babenhausen: „Die Kinder werden in einer ganz anderen Kommunikationskultur groß“, erkannte Schulleiterin Sabine Schneider.
„Die Kinder und Jugendlichen rufen erst auf eine Festnetznummer an, wenn vorher über WhatsApp abgeklärt wurde, ob die beste Freundin oder der beste Freund neben dem Telefon steht und nicht unerwartet die Eltern den Hörer abnehmen“, weiß die Projektverantwortliche Isabel Venne. „Die Kinder haben Angst vor unerwarteten Situationen, denn sie sind es durch WhatsApp und Co. gewöhnt, immer den richtigen am anderen Ende der Leitung anzutreffen. “Die Schlussfolgerung: Es muss zwischen den unterschiedlichen Nutzern, Altersgruppen, Verantwortlichen – sprich den Kindern, Eltern und Lehrern – eine Brücke geschlagen werden.
Wann, nutze ich welchen Kanal?
„Ist es okay oder nicht okay, ein Mädchen oder einen Jungen über die WhatsApp-Gruppe unserer Schulklasse auf ein Eis einzuladen?“ Für „okay“ heben die Schüler eine grüne Karte, für „nicht okay“ die rote. „Für die Schüler ist meistens erstmal alles okay“, weiß Isabel Venne. Sie weiß aber auch, wie schnell die Schüler rechtliche Grenzen verletzen und von Cyber-Mobbing betroffen sind. „Wir tauschen uns mit den Schülern aus, ohne den Zeigefinger dabei zu heben.“ Am Ende macht es für die meisten Sinn, so etwas lieber per Direktnachricht zu klären, damit sich keiner darüber lustig macht. Und die Bikini Urlaubsfotos doch lieber nur an die beste Freundin zu verschicken, statt auf Snapchat für alle öffentlich zu machen. Die Botschaft: Besser zweimal drüber nachdenken, als einmal zu schnell zu posten.
Der Workshop kam gut an
„Der Workshop kam bei unseren Schülern extrem gut an“, ist die Klassenlehrerin der 4a, Ina Budewig begeistert. „Eine Schülerin fand besonders toll, dass alle Meinungen gesagt werden konnten und auch in Ordnung waren.“ Vor allem geht es bei den jungen Workshop-Leiterinnen und -Leitern niemals darum, die neuen Medien zu verteufeln und Verbote zu erteilen, sondern Tipps zu geben und Alternativen aufzuzeigen.
Sicherheit und Datenschutz im Netz
Darüber hinaus wurde auch besprochen, ob jeder Jeden fotografieren darf, wie das mit Teilen von Fotos aussieht und was man bei Cybermobbing tun kann. Wichtig war auch, wie sich der Betroffene fühlt, wenn Fotos ungewollt veröffentlicht werden. Welche Probleme ich bekommen kann, wenn ich meine persönlichen Daten und Inhalte für jeden sichtbar veröffentliche. Und wie ich meine Lieblings-Apps weiter nutzen kann – nur sicherer.
2019 geht es weiter…
Insgesamt nehmen elf Bielefelder Schulen an dem Medienkompetenz-Projekt „Surfen mit Sinn“ in diesem Jahr teil. Neben dem Verein EigenSinn gehören dem Netzwerk auch die Polizei und die Verbraucherzentrale Bielefeld an. Die Sparkasse Bielefeld und Stadtwerke Bielefeld unterstützen das Projekt auch in 2019 als Hauptsponsoren. Die Schirmherrschaft haben die Polizeipräsidentin Frau Dr. Katharina Giere und der Oberbürgermeister Pit Clausen übernommen. Die Projektsumme für 2019 beträgt 15.000 Euro. Die Schulen zahlen dank der Förderung nur einen geringen Eigenanteil.
… und der Workshop wird weiterentwickelt
Die Projektverantwortliche Isabel Venne gab ein kleinen Ausblick wie es demnächst weiter geht: „Wir werden neben den Kindern, auch die Eltern und Lehrer noch intensiver mit einbeziehen. Es ist enorm wichtig, dass die Eltern wissen, über welche Kanäle ihre Kinder kommunizieren. Vor allem ist das Cybermobbing ein Thema, was die Lehrer interessiert, denn meistens geht es im Unterricht los und nach Schulschluss in der WhatsApp-Gruppe weiter. “ Die ersten Elternabende und Lehrerworkshops sind für diesen Sommer geplant und werden in Kombination mit den Workshops für die Kinder und Jugendlichen angeboten.“